Derzeit – Ferienzeit ist ja auch Lesezeit – kommt bei mir im #Twitterlehrerzimmer der Eindruck auf, dass recht redundante Themen, Thesen und Beiträge gepostet werden. Die bekannten Missstände werden teilweise ermüdend aufgezählt und beklagt. Praktische und schnell umsetzbare Tipps treten etwas in den Hintergrund. Natürlich ist das eine subjektive Einschätzung meinerseits, ich lasse mich gerne auch berichtigen;)!
Aus o.g. Gründen möchte ich im Folgenden eine (vielleicht tatsächlich neue?) Idee skizzieren, von der womöglich die Schulentwicklung vor Ort profitieren kann – der sog. „Zukunftszirkel“.
Ausgangslage
Womöglich ist es nicht ganz falsch, wenn man vereinfacht davon ausgeht, dass Schulentwicklung oft seitens der Schulleitungen oder einer wie auch immer zusammengesetzten Steuerungsgruppe angestoßen und getragen wird. Auf pädagogischen Tagen und Konferenzen werden die Ergebnisse präsentiert und in den jeweiligen Gremien (in Bayern wäre ggf. auch das sog. „Schulforum“ zu nennen) wird darüber abgestimmt. Einige wenige (oder mehrere) Personen, die meist auch schon länger an der jeweiligen Schule unterrichten, investieren viel Zeit in diese Prozesse. Anderen (vielen) fehlt entweder die Motivation oder die Gelegenheit sich in diese festen Strukturen einzubringen. Hohe Fluktuationsraten im Kollegium sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Eine unterschätzte Problematik?
Aus meiner Sicht wenig beachtet ist nun folgende Problematik. Gerade Lehrkräfte, die (relativ) neu an der jeweiligen Schule sind oder sich in der Ausbildung befinden / diese beendet haben, sind verständlicherweise in der Regel zurückhaltend, wenn es um Vorschläge für Schulentwicklungsimpulse geht. Weil diese Gruppe aber einen unverstellten Blick von außen haben sollte, liegen hier schlummernde Potenziale brach, wenn diese nicht „angezapft“ werden. Für unsere Schule, die Realschule am Europakanal in Erlangen, liegt der Prozentsatz von Kolleg:innen, die maximal zwei Schuljahre bei uns unterrichten, im signifikant zweistelligen Prozentbereich.
Der „Zukunftszirkel“
Hier setzt nun das Konzept „Zukunftszirkel“ an. Meine Idee sieht vor, dass eine „alte“ Lehrkraft den Zirkel als Moderator:in leitet bzw. einberuft. Die o.g. Gruppe nimmt am „Zukunftszirkel“ teil und lernt dadurch auch die anderen neuen Lehrkräfte gleich besser kennen. Themenbasiert werden Aspekte gesammelt, die in regelmäßigen Abständen dem Kollegium (z. B. im „Wort zum Freitag“) präsentiert werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei entweder auf der Formulierungen von Themenfeldern, die vielleicht an den ehemaligen Schulen „anders“ gehandhabt wurden oder an der aktuellen Schule bisher nicht repräsentiert werden.
Arbeitsweise
Prinzipiell könnte der „Zukunftszirkel“ mit einigen wenigen (Online-)Meetings auskommen. Um diese auch fruchtbar gestalten zu können, schlage ich folgendes Verfahren für die jeweiligen Sitzungen vor.
- Die „Zukunftszirkler:innen“ fokussieren sich auf ein bestimmtes Thema, was ihnen am Herzen liegt.
- Dieses wird „narrativ“ aufbereitet.
- Auf 1-2 Seiten werden die Idee, die Ziele, das „bisherige Vorgehen“ und später im Verlauf des Schuljahres eine mögliche Umsetzung vor Ort schriftlich (in einem kollaborativen Online-Tool) fixiert.
- Als Vorbereitung zur Sitzung werden die Dokumente vorab via schulinternen Messenger geteilt und verbindlich gelesen.
- Jedes Mitglied kommentiert das Dokument.
- Die Endversion, mit der alle „Zukunftszirkler:innen“ einverstanden sind, wird von der „alten“ Lehrkraft in ein Sitzungsprotokoll zusammengeführt.
- Das Ergebnisdokument der Sitzung wird allen Lehrkräften online via Messenger zur Verfügung gestellt.
- Bonus: Wenn an einem Aspekt weitergearbeitet wird, sind auch schon die Verantwortlichkeiten geklärt. Die neue Lehrkraft kann sich aktiv mit ihrem Herzensthema an der neuen Schule einbringen.
Wie formuliert man so etwas?
Mit ein paar einfachen Regeln kann der Arbeitsaufwand für die Beteiligten extrem minimiert werden:
- Kurze Sätze verwenden, auch Aufzählungen zulassen.
- Beispiele oder konkret Anekdotisches einfügen, um die Idee zu veranschaulichen.
- Auf die Voraussetzungen eingehen, die vorherrschen müssten, damit die Idee umsetzbar wird.
- Mögliche Auswirkungen auf Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte nennen.
Fazit
Sicher ist der „Zukunftszirkel“ noch nicht ganz ausgereift, daher stelle ich ihn ja auch hier zur Diskussion. Letztlich geht es mir darum, nachhaltige Schulentwicklung zu ermöglichen. Dazu gehören eben auch neue Lehrkräfte, die sich so sicher auch willkommener und wertgeschätzter fühlen. Zudem „kooperieren“ verschiedene Schulen dann ja auch indirekt miteinander, wenn gute Aspekte auch anderswo übernommen und ggf. modifiziert werden.