Dass Digitales auch im Religionsunterricht seinen Platz findet, lässt sich schon seit einiger Zeit auf Twitter nachlesen. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir mit zwei bayerischen Kolleg*Innen gesprochen und genauer nachgefragt 

 

#BayernEdu: Ihr nennt euch ja „Relitanten“. Wie kam es denn zu dem Namen und wer seid ihr wirklich?

RT: Wir sind Sybille Ziegler und Stefanie Mahler zwei Realschullehrerinnen aus Schwaben (in Bayern). Neben Religion unterrichten wir seit mehr als 10 Jahren die Fächer katholische Religionslehre, Mathematik und Geschichte bzw. IT. Die digitalen Relitanten war zunächst als Arbeitstitel gedacht, da wir etwas wollten, was uns beide beschreibt, aber keine Reihenfolge festlegen. Irgendwann hatten wir unseren Titel aber schon liebgewonnen, da er ganz gut zeigt, dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen müssen, sondern in der Verbindung eine spannende Beziehung ausdrücken können.

#BayernEdu: Wie seid ihr zum Thema „Digitales Unterrichten“ gekommen? Gab es da für euch ein Schlüsselerlebnis?

RT: Nach zehn guten Praxisjahren an unseren beiden Schulen hatten wir beide den Wunsch mit der Umstellung auf den LehrplanPLUS auch digitale Einflüsse in unseren Unterricht einzubringen. Zunächst war die Idee geboren, dass wir unseren Unterricht gegenseitig teilen wollen. Da wir an unterschiedlichen Schule unterrichten und auch unsere Wohnorte weiter auseinander liegen, war das Teilen unserer Inhalte mit OneNote ein erster Schritt, der uns auf das digitale Lernen brachte. Dank dem #twitterlehrerzimmer und dem #relichat stößt man zum Glück auf viele digitale Helden, die einem auch als Einsteiger nett begegnen und an ihrer Erfahrung teilhaben lassen. So waren uns auch die DiBiS-Materialien eine große Hilfe.

#BayernEdu: Eignet sich Religion denn aus eurer Sicht besonders für das „digitale Lehren und Lernen“?

RT: Unbedingt! Hinter dem digitalen Lehren und Lernen stecken urchristliche Prinzipien, wie das Teilen, die wir auch auf unserem Blog digitale-relitanten.de mit Zitaten aus neuem geistlichen Liedgut aufgreifen. Gerade der Religionsunterricht hat die Aufgabe an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler anzuknüpfen und Hilfestellung bei Problemen zu geben. Diese findet zwar nicht nur, aber auch in der digitalen Welt statt. Leider begreifen manche Religionspädagog*inn*en dies nicht als Chance, lehnen diesen Teil der Lebenswelt sogar ab und lassen dadurch viele Anknüpfungspunkte verkümmern. Deswegen möchten wir unsere Fachkolleg*inn*en ermutigen, in dieser Richtung sich auszuprobieren. Dies ist auch ein Grund, weshalb wir unsere Materialien auf unserer Homepage kostenlos anbieten.

#BayernEdu: Wie arbeitet ihr denn konkret zusammen und was erwartet den User, wenn er eure Website besucht?

RT: Seit circa zwei Jahren teilen wir unsere Materialien auf OneNote miteinander. Mit dem neuen LehrplanPLUS kam der Wunsch auf, uns stärker in digitale Inhalte einzuarbeiten und diese ausprobieren zu wollen. Dann kamen wir auf die Idee, pro Jahrgangsstufe für einen Teilbereich kompetenzorientierte, digitale Bausteine zu erarbeiten. Da wir uns auch mit dem einem zeitgemäßen Lern- und Lehrbegriff beschäftigt haben, war es für uns eine logische Konsequenz unsere Materialien mit anderen zu teilen und so war die Idee zu unserem Blog: digitale-relitanten.de geboren. Auf unseren Seiten findet sich Theoretisches zu einem zeitgemäßen Unterricht, Ausführungen, weshalb gerade der Religionsunterricht sich dafür anbietet, unsere digitalen Bausteine für die Praxis, eine Lehrplantapete mit Links für Onlineandwendungen oder Filme sowie Tipps zur eigenen Vernetzung. Auch hier bieten die neuen Medien großartige Chancen, gerade wenn man sich im eigenen Kollegium als Einzelkämpfer fühlt.

#BayernEdu: Welche Zielgruppen wollt ihr mit eurem Projekt denn erreichen?

RT: Die digitalen Bausteine richtigen sich in erster Linie an (kath.) Religionslehrkräfte für die Realschulen in Bayern. Aber bestimmt werden auch Kolleg*inn*en anderer Fächer, Schulformen oder Bundesländer fündig.

#BayernEdu: Gibt es eine spezielle Unterrichtsidee oder ein gelungenes Projekt, das ihr kurz beschreiben könnt?

RT: Unser erstes Projekt war der Themenbereich 5.4 zu Zeit und Umwelt Jesu. Hierzu haben wir Karten, LearningApps und Grafiken erstellt, letztere sogar als gesprochene Animation. Im Unterricht haben den Schüler*inne*n aber die Phasen am meisten Spaß gemacht und auch am nachhaltigsten gewirkt, an denen sie selbst aktiv werden konnten, Dialoge aufgenommen, Erklärvideos oder interaktive Karten erstellt haben. Im Moment beschäftigen wir uns mit dem “Themenbereich 6.2 Heilige Orte” und freuen uns sehr darauf auch im Bereich VR (virtuelle Realität) etwas vorbereiten zu können. Natürlich muss man auch sagen, gerade am Anfang, dass man sich und auch den Schüler*inne*n etwas Zeit geben muss bis alles läuft, wie man es sich vorstellt. Aber gerade diese Schwierigkeiten bieten auch eine große Chance daran zu wachsen, aus den eigenen Fehlern zu lernen und auch sich selbst in einer anderen Rolle kennen zu lernen, denn manchmal wissen die Schüler*innen mehr als man selbst.

#BayernEdu: Welche Eigenschaften machen für euch eine gute Lehrkraft im 21. Jahrhundert aus?

RT: Die Balance zu halten zwischen Tradition und Moderne, Förderung der Individualisierung und der Kooperation, Tradierung und Kreativität. Außerdem finden wir es wichtig offen zu bleiben für die Lebenswelt der Schüler*innen, damit ein echter Austausch möglich ist.

#BayernEdu: Stellt ihr beim Nutzen von digitalen Medien im Unterricht fest, dass der Beziehungsaspekt (Lehrer-Schüler) darunter leiden muss?

RT: Überhaupt nicht, durch viele neue kreative Möglichkeiten ergibt sich viel eher die Chance auf ein Gespräch oder eine*n Schüler*inn ganz anders zu sehen, weil sie sich viel mehr einbringen können

#BayernEdu: Jedes Interview bei uns endet mit 5 Halbsätzen, die ihr bitte vervollständigt!

  • Religionsunterricht sollte nicht abgeschafft werden, weil …Religion nur durch individuelle Bekenntnisse für Heranwachsende erlebbar wird.
  • Den Twitterchat „Relichat“ sollte man kennen, da … man auch als stiller Mitleser viele engagierte Leute kennenlernen und viele Tipps bekommen kann.
  • In unserem Unterricht lege wir Wert darauf, dass … sich die Schüler*innen viel selbsttätig mit Inhalten auseinandersetzen können.
  • In zehn Jahren sollte Schule … mehr sein als sollen. 🙂
  • #BayernEdu wünschen wir, dass … sich viele von der Idee eines gemeinsamen voneinander und miteinander Lernens anstecken lassen und mitmachen – ganz nach dem Motto: wenn jeder gibt, was er hat… 😉

#BayernEdu: Danke für das Gespräch! Wir wünschen euch für eure Arbeit weiterhin viel Freude und freuen uns auf weiteren Austausch mit euch.

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