“Mir wëlle bleiwe wat mir sinn” (Geflügeltes Wort in Luxemburg)

Der Lehrerfortbildung kommt im Rahmen der “digitalen Transformation” von Schule – so sind sich viele Protagonisten einig – eine besondere Rolle zu. Doch welche Formate sind denn für dieses Thema zeitgemäß? Welche Haltung brauchen die Teilnehmer und die Referenten, um einen nachhaltigen Effekt erzielen zu können? Welche organisatorischen Grundlagen braucht es?

Um einen kleinen Beitrag zur Diskussion leisten zu können, möchte ich in diesem Artikel dazu einen kurzen Erfahrungsbericht aus Luxemburg geben, da ich im März / April dieses Jahres am dortigen Fortbildungsinstitut IFEN in Walferdange zwei Veranstaltungen durchführen durfte. Eine sehr spannende Angelegenheit, die mir persönlich mindestens genauso viele, natürlich zunächst einmal subjektive, Erkenntnisse einbrachte wie meinen Teilnehmern.

 

I. Grundlegendes

Luxemburger Lehrkräfte sind überall im Land in der Lage über “eduroam” ins WLAN zu kommen. Die Erfolgsquote lag in meinen Workshops bei 100 %. Ein Ziel, das ich für uns in Deutschland ziemlich nachahmenswert finde. Wie oft scheiterten die Versuche in Fortbildungen praktisch zu werden schon anhand dieses technischen Problems. Ein Rückgriff auf Plan B – den Frontalvortrag – hat sicher jeder, der in der Lehrerfortbildung tätig ist, schon einmal durchführen müssen, um das Event nicht vollends an die Wand zu fahren. Außerdem besitzen alle luxemburgischen Lehrer einen Office365-Zugang, eine dienstliche E-Mail-Adresse und eine Art “Kreditkarte”, die verschiedene Zugänge zu Mensen, Parkplätzen und “Spezialräumen” – auch schulübergreifend – gewährleisten. Tabletklassen sind durchaus verbreitet und sollen flächendeckend eingeführt werden. Die Infrastruktur ist also anscheinend nicht wirklich ein drängendes Problem in unserem Nachbarland.

 

II. Organisation

Meine beiden Workshops hatten natürlich den Tableteinsatz in meinen jeweiligen Fächern im Fokus. Am IFEN finden diese gerne zweigeteilt statt. Beim ersten Termin ist man mit seiner Gruppe über sechs Zeitstunden zusammen und kann dementsprechend auch immer wieder Phasen der Selbsttätigkeit mit einbauen. Ausdrücklich gewünscht ist, dass  beim zweiten Termin, der über drei Stunden anberaumt ist, eine erste Reflexionsphase (“Was konnte bisher umgesetzt werden? Wo gibt es noch Nachfragen?”) des Gelernten anberaumt wird. Es wird also auf Nachhaltigkeit geachtet und nicht nur additiv weiterer Input verlangt. Dieses Modell scheint mir ebenso recht interessant zu sein, da gerade der Punkt der weiteren Vernetzung nach einer Fortbildung doch oftmals zu kurz kommt. Als “digitale Brücke” zwischen den Terminen bot ich auch weitere Unterstützung via Padlet und E-Mail an, was auch von einigen KollegInnen genutzt wurde. Am Ende noch ein kleiner Schönheitsfehler: Das Feedback wurde mit einem recht allgemein gehaltenen Bogen analog erhoben.

 

III. Haltung

Besonders bemerkenswert erscheint mir die Haltung der Lehrkräfte in Luxemburg zu sein, die so gar nicht zu dem oben genannten Zitat passen mag. Das ehrliche Interesse, die Bereitschaft zum Ausprobieren und vor allem auch die sehr fruchtbare “Erfahrungsabfrage” beim 2. Termin bestätigten mir, dass ich hier durchaus auch ein paar neue Ideen vermitteln konnte. Innerhalb der sechs Wochen wurde schon einiges umgesetzt, was auch durch die Präsentation von eigenen Unterrichtsbeispielen unterstrichen wurde. Mit einem Kurs bin ich auch nach der Veranstaltung via Teams weiter in Kontakt und im kollegialen Austausch. So erhielt ich auch Einblicke in das Konzept “Standing Desks”, was ich mir gerade auch für das mobile Lernen bei uns vor Ort ganz gut vorstellen könnte.

 

IV. Konsequenzen

Die Tage in Luxemburg haben mir wieder mal gezeigt, dass der “digitale Wandel” wohl auch organisatorische Modifikationen bedingt. Gerade das Fortbildungswesen muss hier neue Antworten liefern, der Vortrag oder das Webinar ohne Interaktion müssen spätestens mittelfristig der Vergangenheit angehören. Auch Multiplikatorenmodelle greifen ins Leere und kann man sich ab sofort eigentlich “schenken”. Es braucht – ketzerisch gesagt – mehr Konfuzius und weniger Konsumhaltung (auch bei den Anbietern übrigens!). Letztlich sollten in irgendeiner Weise auch Produkte entstehen, was uns in diesem Fall auch ansatzweise gelang. Wünschenswert wäre immer auch noch eine Einbettung in eine konkrete Unterrichtsstunde / -sequenz, was aber nur dann geht, wenn den Fortbildungen auch der nötige zeitliche Rahmen eingeräumt wird. Wichtig ist aber auch: Der persönliche Kontakt scheint dabei immer noch der wichtigste Gelingensfaktor zu sein.