Viele Kunstdidaktiker zeigen Berührungsängste mit dem Digitalen. Gleichzeitig hat die Digitalisierung verschiedener herkömmlicher Medien die Kunstlandschaft bereits transformiert:

• In gestalterischen Berufen hat das Digitale längst Einzug gehalten.

• Video und digitale Medien sind wichtige Tendenzen zeitgenössischer Kunst.

• Kinder und Jugendliche wachsen mit digital gestalteten Elementen auf und sind motiviert, diese selbst zu gestalten: Avatare, Snapchat, WhatsApp-Profilbilder.

Selbstverständlich sollen iPad und Co nicht gänzlich Bleistift und Pinsel ersetzten. Das händische Arbeiten bleibt zentraler Bestandteil jeglicher künstlerisch-pädagogischen Arbeit. Ein weiteres Ziel könnte es aber sein, neben traditionellen, haptischen Techniken / Methoden auch innovative digitalen Ideen in den Kunstraum zu integrieren. Dies soll im Folgenden anhand der Unterrichtseinheit „Selbstporträt `Opie-Style´“ demonstriert werden.

Julian Opie (1958) ist ein britischer Maler, Bildhauer und Videokünstler. Seine bekannten Porträts, welche auch im Nürnberger Neuen Museum zu sehen sind, vereinfachen diese mit klaren Linien und Flächen. Was ist charakteristisch für das menschliche Gesicht? Was kann man weglassen; was ist wichtig, um einen Menschen zu erkennen?

Um ein digitales Porträt zu erstellen, wird ein Tablet und eine Zeichen-App benötigt. Hier verwende ich das iPad und Sketches. (Einige Schüler schwören allerdings auf SketchBook von Autodesk). Grundsätzlich sind die folgenden Arbeitsschritte aber mit jedem gängigen Tablet bzw. Zeichen-App ähnlich.

Schritt 1: Aufnahme des Porträts

Nimm ein Porträtfoto mit dem Tablet auf. Wähle als Format „hochkant“ und achte darauf, dass das Gesicht das Bild füllt. Als Schulterstück en face blickt die Person gerade in die Kamera und die Schultern sind zu sehen. Ein typisches Kleidungsstück (Schirmmütze) kann das Porträt prägnant machen.

Schritt 2: Anlegen des Dokumentes mit verschiedenen Ebenen

Starte die Sketches und öffne ein neues Dokument. Importiere das Foto in die Zeichen-App. Lege mehrere Ebenen mit dem Ebenenwerkzeug über dein Foto, ähnlich wie Transparentpapier beim Durchpausen. Es werden eine Fotoebene, eine Konturenebene und eine Flächenebene benötigt. Achte darauf, die Ebene, auf der du arbeitest, zu aktivieren. Du kannst die jeweilige Ebene sichtbar oder nicht sichtbar schalten.

Schritt 3: Zeichnen der Konturen

Zeichne auf einer Ebene die Konturen deines Portäts nach. Am besten eignet sich der Tuschestift . Wenn du lange auf das Symbol `klickst´, kannst du die Dicke und Durchsichtigkeit einstellen. Bei den Augen ist Iris und Pupille ein Kreis. Achte auf das weiße `Highlight´. Die Nase wird durch zwei Striche angedeutet. Füge Mund und Kinnstrich hinzu.

Schritt 4: Anlegen der Farbflächen

Auf der Flächenebene legst du die Farbflächen an. Gestalte die Ebenen farbig mit dem Pinselwerkzeug. Wähle dazu eine weitere Ebene. Schalte die Konturenebene an und die Fotoebene aus. Male zuerst die Ränder mit dünnem Pinsel aus. Wähle für die Mitte einen dickeren Pinsel. Arbeite monochrom.

Schritt 5: Export der Arbeit

Exportiere das Arbeitsergebnis. Achte darauf, die gewünschten Ebenen zu aktivieren. Je nach gewünschter Publikationsform sind verschiedene Dateiformate und Auflösungen möglich.

Die Fotos können entweder digital oder analog ausgedruckt veröffentlicht werden.

Ähnlich wie das bekannte CD-Cover von Blur ist eine Montage vieler Opie-Porträts zu einem Klassenfoto eine tolle Möglichkeit, die Arbeit abzuschließen und zu präsentieren. Als Poster ausgedruckt, auf Homepages oder als Screensaver beim Elternabend ergänzen sich Pinsel und Pixel. Digitale Werkzeuge stellen so eine hochinteressante Möglichkeit dar, den Kunstunterricht zu bereichern und den Stellenwert des Faches Kunst weiter zu stärken.

Ein Artikel von Georg Fässler (RS am Europakanal Erlangen II / FAU Erlangen-Nürnberg – weitere Ergebnisse des Projekts sind unter diesem Link abrufbar)

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