Sie werden von diesem Artikel enttäuscht sein, wenn Sie Freund von zwischenmenschlichen Scharmützeln, Debatten unter der Gürtellinie oder rein polemischen Diskursen sind. Denn all das war es nicht, was sich am letzten Montag (13.11.) an der FAU Erlangen-Nürnberg abspielte.

Gerne war ich der Einladung Axel Krommers, DEM advocatus diaboli in Sachen Digitale Bildung im deutschsprachigen Raum, gefolgt, meine Idee von digitalem Deutschunterricht in seinem Seminar „Deutschunterricht unter den Bedingungen der Digitalisierung“ vorzustellen. Und das obwohl mir manche abgeraten, andere mir wieder Mut gemacht hatten. Zu weit schienen unsere #BayernEdu-Praxis-Konzepte von der von vielen Twittervordenkern erwünschten „Digitalen Bildung“ entfernt. Letztlich mussten sich einige von uns sogar den Vorwurf gefallen lassen, dass sie z. B. im Rahmen des Flipped Classrooms eine Art „palliative Didaktik“ betreiben würden. Darunter versteht Axel Krommer u. a., dass das Abspielen von Lernvideos eher den traditionellen Frontalunterricht unterstützt und zudem überholte didaktische Ideen unbewusst immer weiter tradieren. Kurz: Wir erhalten damit in gewissem Sinne das alte Schulsystem und graden alten Wein in neue Schläuche up, anstatt die gesamten Potenziale der Digitalisierung im Unterricht auszunutzen. Aus Krommers Sicht im Prinzip ein Krisenszenario, …

… welches ich ein Stück weit aufbrechen konnte. Im Gespräch zeigte sich, dass Theorie und angewandte Praxis durchaus weit voneinander entfernt sein können und die Rahmenbedingungen dabei eine sehr große Rolle spielen. Diese Diskrepanz konnte aber aufgebrochen werden. Ein QR-Code auf einem Arbeitsblatt ist für viele Lehrkräfte zunächst mal eine gute Möglichkeit ins Thema einzusteigen und führt in vielen Fällen auch dazu, dass Kollegen „sich auf den Weg machen“. Ein LearningSnack sinnvoll ins Unterrichtsszenario integriert und dann in einem nächsten Schritt von den Schülern selbst erstellt, bringt die 4K in den Unterricht und schult nicht nur digitale Kompetenzen. Der Grundsatz „Ergänzen statt Ersetzen“ wurde von allen Anwesenden als ein derzeit gangbarer Weg für gut befunden.

Wo Krommer recht hat, ist aber auch die Tatsache, dass das digitale Prüfen noch in den Kinderschuhen steckt und einen spannenden Forschungs- und Entwicklungsansatz des digitalen Deutschunterrichts darstellt. Hier konnte ich nur ansatzweise gute Ideen benennen, die sicher nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Als Output unseres Joint-Venture vereinbarten wir, dass im Seminar in den nächsten Wochen mit der Unterstützung von Christian Albrecht (wissenschaftl. Mitarbeiter) die Studenten Ideen zum Digitalen Prüfen einer Erörterung erarbeiten, die ich dann mit meiner Deutschklasse im nächsten Schuljahr erproben werde. Eine tolle Sache, die vielleicht Modellcharakter haben könnte. So wurde unser Treffen zu einem Duell, das keines war. Aber eine Verzahnung zwischen den beiden Einrichtungen Universität und Schule ist ja auch kein so schlechter Ertrag, so dass sich zumindest meine Enttäuschung am Ende des Tages in Grenzen hielt.

Kategorien: Allgemein

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter