Klima-, Digital-, Alltagskunde? Die Forderungen nach neuen Fächern reißen auch 2022 nicht ab. Die Motivlage dahinter leuchtet mir ja ein – wie soll sich Schule bzgl. neuer gesellschaftlicher Herausforderungen positionieren?
Was viele vergessen: Die Lehrpläne ermöglichen ja bereits das Setzen von eigenen Schwerpunkten oder das fächerverbindende Arbeiten (man muss es halt nur auch dementsprechend umsetzen). Gerade wenn man die Kompetenzorientierung ernst nimmt, sind die Inhalte ja, überspitzt formuliert, nur das Mittel um unsere Schüler*innen für die sich immer schneller drehende Welt fit zu machen. Warum also nicht im Fach Deutsch eine materialgestützte Erörterung zum Thema „Alltagskompetenzen“ bearbeiten lassen? Oder im Fach Geschichte die Umweltverschmutzung der historischen Metropole Rom in den Fokus rücken? Die Erstellung von Erklärvideos im Fach Chemie kann sicher dabei helfen, eine Versuchsanordnung nachzuvollziehen und die Beobachtungen zu dokumentieren. Wie wäre es, eine Projektwoche zu einem bestimmten – möglichst weit gefassten – Themenblock z. B. „Zeitgeist“ – durchzuführen, bei der Lehrkräfte, aber auch Schüler*innen oder Eltern Workshops übernehmen. Mit obligatorischem Bewerbungsverfahren seitens der Schüler*innen und Zertifizierung fürs eigene Portfolio.
Alle genannten Ideen sind nicht neu, aber umsetzbar. Auch in Zeiten des Lehrkräftemangels übrigens. Denn wer die geforderten „neuen“ Fächer konkret unterrichten soll, wird ja nie wirklich plausibel mitgedacht.